Mordeltern (die)

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1) Es waren einmal zwei Bauernsöhn,
Die hatten Lust, in den Krieg zu gehn,
Wohl um Soldat zu werden.

2) Und als sie waren acht Jahre aus,
Da sprach der eine : »Wir wollen nach Haus,
Um unsre Eltern zu besuchen. »

3) Der erste ging vors Vaters Haus,
Frau Wirtin schaut zum Fenster heraus
Mit ihren schwarzbraunen Äugelein.

4) « Frau Wirtin, habt ihr nicht die Gewalt,
Wohl um ein Reiter über Nacht zu behalten,
Wohl um ein Reiter zu bersorgen ? » –

5) « Die Gewalt hab ich schon längst,
Wie sie eine Frau Wirtin haben soll,
Wohl um ein Reiter zu besorgen.

6) Stellt das Pferd doch in den hinteren Stall
Und kommt mit mir in den oberen Saal !
Mein Mann ist nicht zu Hause. »

7) Und als er in die Stube ’nein trat,
Frau Wirtin ihm entgegen sprang
Und wünscht ihm Guten Abend.

8) Er setzt sich gleich oben an den Tisch.
Sie brachte ihm gebackenen Fisch,
Dazu ein Glas mit Wein.

9) « Stellt ihr nur auf, was ihr nur wollt !
Ich hab noch Silber und feines Gold
Und auch noch bayrische Dukaten. »

10) Als die Frau Wirtin die Red vernahm,
Sie gleich zu ihrem Manne sprang :
« Den Reiter wollen wir ermorden ! » –

11) « Ach nein, ach nein, das kann nicht sein !
Sein Pferd, das steht im Stall allein,
Es bleibt ja gar nichts verschwiegen. »

12) Als es war mitten in der Nacht,
Wohl um die zwölfte Stunde,
Goss sie dem Reiter Öl in seinen Mund,
Dass er daran musst sterben.

13) Den andern Morgen, als es Tag war
Und als es war am Morgen früh,
Da kam dem Reiter sein Kamerad.

14) « Wo habt ihr euern Reiter ? » –
« Der Reiter und der ist nicht mehr hier,
Der Reiter und der ist weiter ! » –

15) « Der Reiter und der kann nicht weiter sein,
Im Stalle steht sein Pferdelein
Mit Sattel und mit Zaume.

16) Habt ihr dem Reiter was zu Leid getan,
So habt ihr’s euerm Sohn getan,
An euerm Sohn ja selber. »

17) Und als die Frau Wirtin die Red vernahm,
sie gleich wohl in den Brunnen sprang,
Der Vater hängt sich in die Scheune,
Die Tochter ward von Sinnen.

18) O du verfluchtes Geld und Gut,
Du bringst ja manchen um sein jungfrisch Blut,
Wohl um sein jungfrisch Leben !

Nordhausen 1913

voir aussi : « Es waren einst zwei Bauernsöhn », François Wilhelm

Source :
"Das Volkslied im Elsass", Joseph Lefftz, vol. 1,  page 90 (voir la bibliographie)

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