Verwundete Krieger (der)

1) Leise tönt die Abendglocke,
Die Natur, die geht zur Ruh,
Vöglein sangen frohe Lieder,
Sonne sank dem Westen zu.

2) Leise gehet durch das Kloster
Eine Nonn in schwarzer Tracht,
Betet für den armen Krieger,
Der verwundet hergebracht.

3) Beide Beine sind zerschossen
Und dazu die rechte Hand,
Denn er hat so treu gefochten
Für sein teures Vaterland.

4) Leise tritt sie an sein Bette,
Drückt ihm beide Augen zu,
Und mit einem weissen Tuche
Deckt sie den Verstorbnen zu.

5) Leise klopft es an die Pforte,
Ein alt’s Mütterlein tritt ein :
« Mein Sohn liegt hier verwundet,
Ich will seine Pflegerin sein. »

6) « Arme Mutter ! » sprach die Nonne,
« Euer Sohn der ist nicht mehr !
Eben ist er sanft verschieden,
Seine Leiden war’n zu schwer. »

7) Und sie führt sie vor sein Bette,
Zog das Leichentuch ihm ab,
Da, ein Schrei ! Und sie sank nieder,
Und man grub für zwei ein Grab.

Erkartsweiler 1900

Source
« Das Volkslied im Elsass », Joseph Lefftz, vol. 2,  page 53 (voir la bibliographie)

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