Unglückliche Braut (die)

1) Christinchen sass im Garten,
Ihren Bräutigam zu erwarten.
Sie hat schon längst am Himmel gesehn,
Dass sie am Rhein musst untergehn.

2) Sie sprach zu ihrer Mutter :
« Ach Mutter, liebe Mutter,
Kann dies denn gar nicht möglich sein,
Dass wir noch ein Jahr beisammen sein ? »

3) « Ach Tochter, das kann nicht gehn,
Das Heiraten muss geschehn.
Du kannst nicht länger bei mir sein,
Du musst marschieren wohl über den Rhein. »

4) Der Bräutigam kam gefahren
In zwei gar schönen Wagen.
Der erste war mit Gold beschlagen,
Darinnen soll’s Christinchen fahren.

5) Es war ein scharf Gedräng ;
Die Strasse war zu eng.
Der Bräutigam führt die trauernde Braut
Wohl aus der Kirche ins Hochzeitshaus.

6) Er führte sie zu Tisch,
Worauf gebackene Fisch,
Sie tranken vom allerbesten Wein :
Die trauernde Braut wollt fröhlich nicht sein.

7) Er führte sie zu Bette
Mit Harfen und Klarnett,
Mit Harfen und mit Trommelspiel.
Die trauernde Braut hat Freude zuviel.

8) Er reichte ihr die Hand –
Er reichte ihr die rechte Hand.
Die seinige war warm,
Die ihrige war kalt.

9) : « Ach Mutter, bring ein Licht :
Ach Mutter, bring ein brennendes Licht !
Ich glaube, dass mein Weibchen verschieden ist. »

10) Die Mutter wart zu lang,
Dem Bräutigam wird so bang.
Er nahm sein Schwert und stach sich tot.
Jetzt liegen zwei Verliebte im Erdenschoss.

11) : Was pflanzt man auf dem Grab ?
Zwei Lilien und ein Rosenstock.
Zwei Lerchen, die sangen ihr Liedchen fort.

Wingersheim 1915

Source :
"Das Volkslied im Elsass", Joseph Lefftz, vol. 1,  page 97 (voir la bibliographie)

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